Pinarello Mod. Treviso Baujahr 1984

Noch in den 80er Jahren was es ganz üblich, dass Rennräder nach Kundenwunsch individuell aufgebaut wurden. So importierten wir nur die Rahmen aus Italien und bauten dann nach Kundenspezifikation Rennräder daraus.
Der hier zu sehende Rahmen entstand bei Giovanni Pinarello noch in seiner kleinen Hinterhofwerkstatt im Herzen Trevisos, bevor er von uns importiert wurde.
Immer wenn wir fertige Rahmen abholten, konnten wir die italienischen Rahmenvirtuosen bei ihrem Kunsthandwerk beobachten und uns gar nicht satt sehen. Es war eine Individualität im Rahmenbau möglich, die man sich heute gar nicht mehr vorstellen kann. Auch und gerade in maßlicher, ergonomischer Hinsicht.
Spannend war auch der Transport nach Deutschland durch Österreich, das damals nicht EU-Mitgleid war. Die Rahmen wurden am Brenner für den Transit verplompt und bei der Ausfuhr in Kufstein erfolgte eine genaue Kontrolle. Bei Radsportbekleidung aus Italien war es noch umständlicher.
Aber das ist ein anderes Thema.
Auch dieses Rad war solch ein individueller Kundenaufbau, und hat viele Jahre seinen Dienst in Kundenhand geleistet. Es wurde immer technisch aktualisiert und der Rahmen sogar einmal bei Pinarello aufgearbeitet und im identischen Farbton neu lackiert. Auch so etwas war damals möglich. Bei einem Rennardneukauf wurde es in Zahlung gegeben und gelangte so wieder in unseren Besitz  und  in unsere Sammlung.
Es wurde revidiert, d.h. komplett bis auf die letzte Schraube demontiert, gesäubert und mit einigen NOS (Neu Old Stock) Teilen wieder in den Auslieferungsstand von 1984 gebracht.
Es hat eine Campagnolo Super Record Gruppe, frühe Ambrosio Clincher Felgen im seinerzeit modischen Goldeloxal, auch die Regina Kette und der Regina 6-fach Freilaufzahnkranz sind oro (goldfarben), die allerersten brauchbaren Drahtdecken für Rennräder, Michelin BIB TS 622-20, 3TTT Lenker und Vorbau, einen frühen Leichtsattel von Selle Italia mit Alugestell und wiegt 9,8 kg.
Bemerkenswert ist der sehr kurze Hinterbau. Der für Pinarello typische Farbton heißt nach dem damals berühmten Jolly Ceramica Rennteam, jolly blu. Mit diesem Team begann Pinarellos Aufstieg, als Fausto Bertiglio 1975 der ersten Giro d'Italia Sieg mit einem Pinarello errang.