Wilier Triestina Mod. Corsa 1948

Gesehen:

Da  stand es auf der Eurobike 2012 in Friedrichshafen, am Messestand von Wilier Trestina aus Rossana im Veneto. Ein einfach schönes Rennrad aus dem Jahr 1948.
Wilier Triestina kann man getrost als italinieschen Tradiotionshersteller bezeichnen, kommen doch aus seinen Werkstätten seut 1906 Rennräder. Der Rahmen in der für Wilier ganz typischen kupferfarbenen chromovelato Lackierung. Ausgestattet mit der frühesten Campagnolo Kettenschaltung. Die noch mit den zwei Hebeln. Einer um den Schnellspanner zu lösen, der andere um die Kette mit und durch Rückwärtstreten auf ein jeweils anderes der drei Kettenritzel zu legen.Immerhin sind drei verschiedene Übersetzungsmöglichkeiten wählbar, ohne anhalten zu müssen.
An den Campagnolo Ausfallenden des Hinterbaus (ohne sie funktioniert die Schaltung nicht) kann man gut die Zähne erkennen, in denen sich die Campa.HR-Nabe (auch ohne sie funktioniert die Schaltung nicht) nach lösen des Schnellspanners vor- und zurück bewegte, um so die richtige Kettenlänge für das jeweils geschaltete Ritzel zu haben.
Und es funktionierte, wenn auch nicht in heutiger Präzision, wie man unschwer an den Rattermarken am Speichenschutz des Hinterrades erkennen kann.
Kettenschaltungen, ähnlich den heutigen, existierten zwar schon seit den 1920er Jahren, allerdings glaubten die Rennfahrer, die dabei federgespannte Kette würde zuviel Energie schlucken. Ohne Kettenspanner läßt sich der übersetzungsbedingt nötige Kettenlängenausgleich aber nur durch Vor- und Rücksetzen des Hinterrades erreichen. So wie man es heute noch bei Single Speed - und Nabenschaltungsrädern macht.
Campa löste es bis 1952, wie hier zu sehen, mit einem während der Fahrt vor- und zurückgehenden Hinterrad. Irgendwie genial, gleichwohl heute unvorstellbar. Mehrere Hebel, die bedient sein wollen, Rückwärtstreten, nochmal Hebel bedienen, erst dann konnte es richtig weiter gehen. Aber, es ging. Noch 1950 gewann kein geringerer als Fausto Coppi so Paris-Roubaix.

Die Bremsen sind von der italinieschen Firma Universal. Campa stellte erst ab 1968 Bremsen her. Die Campa. Naben haben einen Stahlkörper  und Aluminiumflansche. Sie wurden sehr wahrscheinlich bei (FB Fratelli Brivio) hergestellt.
Die filigrane Kurbelgarnitur aus Stahl stammt wohl vom italienischen Hersteller Gnutti.
Campa. produzierte erst welche ab 1958.

Alles in allem ein interessantes Rad. Je länger man hinsieht, desto mehr entdeckt man.
So z.B. die Ausrichtung des Sattels und seine geringe Lenkerüberhöhung.
So fuhr man Radrennen, damals.